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Poker Strategie Schule - Way ahead/way behind Situation

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    Arrow Poker Strategie Schule - Way ahead/way behind Situation

    Eine way ahead / way behind Situation ist dadurch gekennzeichnet, das ein Pokerspieler eine Hand hält die entweder deutlich vorne liegt (Favorit) oder deutlich hinten liegt (stark unterlegen). Wobei gleichzeitig der Spieler einfach nicht genau sagen kann, was davon der Fall ist.

    Beispiel: Du hältst am Flop kommt bei 1 oder 2 Gegnern.
    Entweder: Du liegst weit vorne, weil: Der Gegner hat gar-nichts getroffen, oder hält einen König mit schlechterem Kicker, oder er hat ein Pocket-Pärchen das du schlagen würdest. In diesen Fällen würdest du den Gegner stark Dominieren und er hat nur wenig Chancen dich auf Turn oder River noch zu überholen.
    Oder: Du liegst weit hinten, weil: Der Gegner hält ein Ass- oder Königs Drilling. Und du hast kaum noch Chancen auf Turn oder River zu überholen.
    Aber was trifft nun zu? Und wie sollst du dich verhalten?


    Überlegungen zu way ahead / way behind Situationen
    Wenn wir mal kurz über solche Situationen nachdenken und uns überlegen wie sich unsere Gegner (je nachdem wie stark Ihr Blatt ist) verhalten würden. So können wir zu den folgenden Schlussfolgerungen kommen:

    - Das Board zeigt jedem Spieler deutlich, das recht starke Hände möglich sind. Deswegen werden nur Spieler mit sehr starkem Blatt bereit sein, viel Geld zu investieren.
    - Bei einem kleinen oder mittelgroßen Pot, hat unser Blatt sehr oft das Potenzial einen Showdown zu gewinnen.
    - Hält der Gegner eine stärkere Hand als unsere, dann wird er sich meistens auch Stark fühlen. Wir haben also kaum eine Chance einen stärkeren Gegner zum Folden zu bringen.
    - Hält der Gegner eine schlechtere Hand, dann wird er meistens bei so einem Board auch Angst haben. Checkt er und wir setzen, so wird er deswegen meistens folden. Setzt er um uns zu testen oder zu Bluffen, und wir würden Raisen, so würde er auch meistens folden.
    - Ein Gegner mit schwächerer Hand als unsere, wird recht oft denkt das wir auch bei so einem Board Angst haben müssten, und deswegen oft glauben uns heraus Bluffen zu können.
    - Aufgrund der starken Unklarheit wo wir stehen, wollen wir selber eigentlich lieber kleinere Pötte spielen.
    - Protection gegen Draws oder gegen die geringe Verbesserungschance eines Gegners mit schwächerem Blatt, macht keinen Sinn. Denn entweder sind wir so deutlich Favorit, das wir den Gegner gar nicht verlieren wollen, sondern lieber wollen das er uns noch bisschen bezahlt. Oder wir selber sind so weit hinten, das sich der Gegner freuen würde wenn wir mit einem Einsatz/Raise ihm freiwillig Geld schenken.

    Letztlich kommen wir zu dem Ergebnis, das wenn wir Bet oder Raise spielen würden, wir eigentlich kaum Vorteile hätten. Im Gegenteil, es ist sogar recht eindeutig das Check/Call zu spielen, in all diesen Situationen entweder das deutlich Beste ist, oder zumindest einigermaßen in Ordnung geht.

    Schlussfolgerung: Solange wir davon überzeugt sind das wir uns in einer WA/WB-Situation befinden, ist es das Beste grundsätzlich check/call zu spielen.

    Aber wenn wir im laufe der Hand starke bedenken bekommen sollten das wir recht wahrscheinlich hinten liegen, dann sollten wir auch selbstverständlich einen Fold in Betracht ziehen! Das kann zum Beispiel sein, wenn auf Turn und River der Gegner jeweils unerschrocken erneut einen Einsatz macht, oder wenn plötzlich zwei Gegner beginnen sich gegenseitig hoch zu raisen. Also immer dann wenn der Pot recht groß wird, sollten wir sehr aufmerksam werden.


    Beispiel zu einer WA/WB-Situation
    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: Du hältst als CO (späte Position)
    Situation: Alle Spieler folden bis zu dir.
    Du raist auf 0,06$.
    BB callt 0,04$
    Flop: 2 aktive Spieler, Pot: 0,13$
    BB setzt 0,08$
    Du callst 0,08$
    Turn: 2 aktive Spieler, Pot: 0,29$
    BB checkt
    Du ???

    Überlegungen zum Flop: Das Board ist relativ Trocken und der Gegner hat deswegen nicht viele Chancen sich auf Turn/River zu verbessern. Hält der Gegner etwas schlechteres als Du, würde er auf einen Raise von dir vermutlich Angst bekommen und weil er kaum Verbesserungschancen hat, würde er vermutlich folden. In dem Fall möchten wir aber lieber das er uns am Turn/River nochmal mit seiner unterlegenen Hand uns bezahlt.
    Hält er am Flop etwas besseres, dann würde er sich auf einen Raise von uns, sehr freuen. Wir könnten Ihn auch nicht raus Bluffen.
    Relativ Wahrscheinlich halten wir aber die beste Hand. Folden wollen wir also auch nicht gleich.
    Also callen wir am Flop.

    Überlegungen zum Turn wenn der Gegner wieder gesetzt hätte: Die Turn Karte ist harmlos und hat vermutlich niemandem geholfen. Es würde das gleiche gelten wie auch schon am Flop: Gegner hat vermutlich etwas schlechteres als wir, und wir wollen ihn nicht verjagen, also würden wir callen. Für den eher unwahrscheinlichen Fall das er doch das Monster hält, können wir eh nichts mehr machen, also würden wir auch callen.
    Wenn der Gegner am River nur einen kleinen Einsatz macht, können wir den auch noch callen. Zu große Einsätze deuten aber darauf hin das der Gegner unerschrocken denkt das Beste Blatt zu halten. Wir sollten uns überlegen zu folden wenn es uns zu teuer wird!
    Würde der Gegner am River checken, so checken wir auch und nehmen den kostenlosen Showdown. Die Gefahr das der Gegner uns Check/Raisen will, wäre einfach zu groß.

    Überlegungen zum Turn, der Gegner hat gecheckt: Entweder der Gegner hat ein Monster und will uns in die Falle locken. Zu schnell wollen wir unsere doch recht starke Hand nicht aufgeben. Checken wäre also vorerst das beste was wir machen könnten.
    Oder aber der Gegner hat eine schwache bzw. Wertlose Hand und gibt nun seinen Bluff auf. Dann würden wir mit einem Einsatz auch nichts gewinnen. Er würde wahrscheinlich folden. Aber das kann uns ziemlich egal sein, weil den Showdown hätten wir in dem Fall sowieso gewonnen und bei dem Board hat er kaum chancen am River doch noch eine Gewinner-Hand zu bekommen. Wenn wir aber jetzt auch Checken, dann versucht er vielleicht am River doch noch mal einen Bluff und wir würden doch noch etwas mehr Geld von ihm bekommen. Einen normal hohen Einsatz vom Gegner am River, würden wir also callen.

    Überlegungen wenn der Gegner Turn und River checkt: Ein Gegner mit sehr starkem Blatt würde auf Turn oder River meistens versucht haben, etwas mehr Geld von uns zu bekommen. Normalerweise können wir also davon ausgehen das wir gewonnen haben. In dem Fall können wir am River einen Einsatz bringen. Aber nur wenn der Gegner uns vorher nicht als besonders Aggressiv aufgefallen ist! Wir hätten bis dahin so viel Schwäche gezeigt, das ein Gegner mit schwächerer Hand uns oft bezahlen würde. Im Unwahrscheinlichen Fall eines Check/ReRaise, können wir hingegen meistens davon ausgehen am River geschlagen zu sein.

    Es zeigt sich auch deutlich, wie wichtig Position ist. Wenn du in Position bist (also als letzter in der Runde deinen Spielzug machen musst), kannst du viel bessere Entscheidungen treffen. Du hast einfach zu jedem Zeitpunkt ein kleines bisschen mehr Informationen als der Gegner.
    Achte also in Zukunft darauf, das du vor dem Flop wenn du keine gute Position hast, vermehrt deine nicht so starken Blätter lieber gleich wegwirfst. Lerne auf deine Position zu achten!


    Gegner-Typ in die Überlegung mit einbeziehen
    Beispiel: Du hältst und raist vor dem Flop. Der BB callt.
    Am Flop kommt der BB checkt, du setzt 1/2 Pot und BB callt.
    Am Turn kommt der BB checkt.... und Du ???

    Du triffst am Flop ein Top-Pair mit Top-Kicker. Das Board ist trocken und du hast nur einen Gegner. Wahrscheinlich hast du die beste Hand. Also machst du einen Einsatz um Geld zu verdienen. Am Turn wirst du langsam unsicher ob du noch vorne bist. Du fragst dich vielleicht ob der Gegner AT, oder A9 hat und somit Two-Pair hält. Oder ob er eine fertige Straight, oder einen Drilling hat. Gegen solche Karten wärst du stark unterlegen (Dominiert). Gegen Straight- oder Flush-Draws wärst du noch immer ein gutes Stück vorne, solltest aber eigentlich protecten. Gegen alle anderen Karten (niedrigeres Ass, niedrigeres Pärchen, Müll...) wärst du sehr weit vorne.
    Ist das nun eine WA/WB-Situation, oder nicht?

    Das ist leider jetzt schwer zu beantworten. Es ist sehr stark abhängig vom Gegner-Typ. Ein recht guter Pokerspieler (Beispiel ein TAG), wird vermutlich nicht am Turn auf einen reinen Draw gekommen sein, da er solche Karten schon am Flop weggeworfen hätte als sie noch Wertlos waren. Andererseits bei den hohen Karten am Flop, wird er womöglich auch ein mittelmäßiges Pärchen weggeworfen haben. Gut möglich also, das ein TAG nun etwas besseres als du hält. Besonders wenn du den Turn wieder setzt, und er callt oder sogar ReRaise macht, kannst du bei einem TAG davon ausgehen, geschlagen zu sein. Viellicht hat er aber auch mit AQ oder JTs irgendetwas Mittelprächtiges getroffen.
    Gegen einen TAG befindest du dich jetzt also in einer WA/WB-Situation.

    Ist dein Gegner aber eher eine Callingstation, oder zumindest kein besonders Tighter Spieler, dann kanst du davon ausgehen, meistens noch vorne zu sein. Ab und zu werden die Callingstations aber auch das große Glück haben, ein Two-Pair oder am Turn einen Runner-Straight-Draw, Runner-Flush-Draw oder Drilling zu treffen.
    Gegen solche Spieler bist du aber normalerweise nicht WA/WB. Mach einen Einsatz. Und wenn ein Raise vom Gegner kommt oder der Gegner am River in dich hinein setzt, dann sei gewarnt.

    Du siehst, das Gegnerische Spielverhalten sollte unbedingt in allen Überlegungen einbezogen werden, um die Situation richtig einschätzen zu können.


    WA/WB-Situationen erkennen. Befinde ich mich in WA/WB-Situation, oder nicht?
    Nicht immer wenn du selber nicht weißt wo du stehst, ist das auch gleich eine WA/WB-Situation. Oftmals wirst du vermutlich eher hinten liegen, und es fehlt dir nur die Erfahrung um das zu erkennen. Ein häufiger Fehler ist es also, zu viel zu callen, wenn man eigentlich genug Anzeichen hat das man geschlagen ist und deswegen folden sollte. Deswegen solltest du immer genau überlegen, ob du dich wirklich in einer WA/WB Situation befindest. Besonders auf Turn und River, wenn du also langsam mehr Informationen vom Gegner erhalten hast, solltest du nochmals hinterfragen, wie wahrscheinlich es ist das du schon längst geschlagen bist.
    Hier hilft einfach nur Erfahrungen zu sammeln. Aber ein paar Anhaltspunkte kann ich dir noch geben. In WA/WB-Situationen kommen oftmals die folgenden Punkte zusammen:

    - Du hast ein fertiges Blatt das sich bei diesem Board nur schwer verbessern kann (z.B. Pärchen), und auch recht gut ist.
    - Aber du hast nicht die Bestmögliche Hand.
    - Am Flop ist das Borad recht trocken. Draws sind nur recht unwahrscheinlich möglich.
    - Die wahrscheinlichsten Karten die du annimmst das der Gegner haben könnte (Handrange), sind hauptsächlich schlechtere Hände, und ein paar Hände die stärker währen als dein Blatt.
    - Das Board ist relativ klar. Der Gegner kann für sich selber recht gut einschätzen, wie stark sein Blatt ist.


    Was tun, wenn ich in einer WA/WB-Situation bin?
    - Das meiste Geld verdienst du in solchen Situationen dadurch, das Gegner dich Bluffen wollen und du callst.
    - Setzt der Gegner, dann mache keinen ReRaise nur um noch mehr Geld zu verdienen. Hat der Gegner ein Monster, dann verlierst du. Hat er kein Monster, wird er meistens kaum noch bereit sein Geld zu bezahlen.
    - Setze erst dann selber, wenn du dir SICHER bist, das der Gegner höchstwahrscheinlich ein schwächeres Blatt hat als du.
    - Ob du WA/WB bist oder doch nicht, ist auch vom Gegner-Typ abhängig!
    - Denkst du das der Gegner so spielt als ob er glaubt entweder WA oder WB zu sein. Und du hast ein Blatt mit dem du den Showdown wahrscheinlich verlieren würdest. Dann kanst du dies ausnutzen indem du Bluffst.


    Vermeidung von WA/WB-Situationen
    Aufgrund der starken Unklarheit wo man steht, spielt man in einer WA/WB-Situation sozusagen einen Kompromiss. Wirklich optimal ist das aber natürlich nicht. Es ist nur das bestmögliche was wir in dieser unschönen Situation machen können. Noch besser wäre es, wenn wir versuchen seltener in eine solche Situation überhaupt erst zu geraten.

    Häufig geraten wir deswegen in WA/WB Situationen, weil wir vor dem Flop uns mit Nicht-Top-Karten auf Gegnerische Raise+ReRaise Schlachten eingelassen haben. Beispielsweise wenn wir zwischen zwei Gegnern sitzen, der erste raist vor dem Flop, wir halten AJ oder KQ und callen oder ReRaisen, dann kommt der zweite Gegner und der Raist wieder... wir callen, am Flop treffen wir... und stecken in einer WA/WB Situation.
    Besser also, in solchen Situationen wenn vor dem Flop sich Gegner gegenseitig hoch Raisen, folden wir ganz einfach recht schnell. Und wenn wir AA oder KK halten, gehen wir All-In.

    Am ehesten noch können wir WA/WB Situationen vermeiden, indem wir Hände mit möglichst guter Playability spielen. Denn um so besser die Playability unserer Starthand ist, um so klarer können wir meistens am Flop und Turn sagen, ob wir vorne oder hinten liegen. Siehe dazu auch den Artikel: Playability, die Spielbarkeit einer Hand
    Geändert von Maik (07-05-2013 um 08:26 AM Uhr)

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