Select Page
Poker Forum
Über 2,000 Beigräge!
Poker ForumPoker - die ersten Schritte

Poker Strategie Schule - Die Bigstack Strategie

Zeige Ergebnis 1 bis 7 von 7
  1. #1

    Arrow Poker Strategie Schule - Die Bigstack Strategie

    Die Bigstack Strategie

    Diese Strategie ist schwerer zu erlernen als die Shortstack- oder Midstack-Strategie. Du solltest schon ein wenig Erfahrung mit dem Pokerspielen haben bevor du auf sie umsteigst. Und die Bedeutung von Bankrollmanagement und das Konzept und Wichtigkeit von Positions-bezogenem Spiel begriffen haben.

    Bei der Bigstack Strategie setzt du dich bewusst mit vollem Stack an den Tisch. Bei guten Situationen hast du genug Geld, um das maximal Mögliche von deinen Gegnern zu verdienen. All-In kommt aber nur noch selten für dich in Frage. Hauptsächlich nur noch bei extrem guten Situationen. Da du aber so viel Geld am Tisch hast, und All-In nicht mehr als günstigen Rettungsanker zur Verfügung hast, können deine Fehler schnell sehr teuer werden.
    Bei Turn und River musst du oft noch schwere Entscheidungen treffen. Kannst dort viel gewinnen, und noch viel mehr verlieren.


    Diese Strategie eignet sich besonders für folgende Spieler:
    - Poker Anfänger die bereits mehrere Stunden gepokert haben, und schon ein bisschen spüren ob eine Situation am Flop/Turn/River harmlos ist, oder eher gefährlich werden kann.

    - Midstack-Strategie-Spieler die mindestens +- 0 Spielen (inklusive Rakeback leichtes Plus erspielen).

    - Bigstack-Strategie-Spieler die bisher nur nach Gefühl gespielt haben.

    - Alle Shortstack-Strategie-Spieler die gerne was anderes probieren wollen.


    Die Spielweise
    Bei einem soliden Bankrollmanagement gleichen sich Glück und Pech (Downswing und Upswing) mit der Zeit aus. Verluste entstehen durch falsche Entscheidungen (beispielsweise Call wenn es Mathematisch sich nicht lohnt). Und Gewinne entstehen durch Fehler des Gegners oder dadurch das man den Gegner dazu bringt einen Fehler zu machen.
    Was wir also tun wollen ist: Möglichst viele Informationen sammeln. Warten bis wir im Vorteil sind. Die Kontrolle übernehmen und den Gegner unter Druck setzen damit er noch leichter Fehler macht.
    Verlieren wir die Kontrolle, oder sind im Nachteil (schlechte Startkarten, schlechte Position usw.), dann geraten wir selber unter Druck. Das wollen wir vermeiden.

    Dies gelingt uns am besten mit dem Tight-Aggressive Spielstil. Dem profitabelsten Spielstil beim NoLimit Hold'em Poker. Er beruht auf 3 Säulen.

    Position
    Sind wir in einer Setzrunde nach dem Gegner an der Reihe, dann haben wir Position auf ihn. Wir können uns erst einmal anschauen was er macht. Das ist ein wichtiger Informationsvorteil. Und ganz automatisch ist der Gegner dadurch schon mehr unter Druck und neigt mehr zu Fehlern. Außerdem können wir in Position profitablere Spielzüge machen.

    Tight
    Dies bedeutet sehr genau auszuwählen welche Startkarten wir spielen. Viele Karten sehen besser aus als sie sind. ATs, 98s oder KJ sind beispielsweise längst nicht so gut wie sie aussehen. Und es bedeutet sehr genau darauf zu achten wann am Flop/Turn/River man im Vorteil und wann im Nachteil ist. Und in einer Unprofitablen Situation wenn nötig auf zu geben.

    Aggressive
    Unsere Gewinne kommen durch Fehler der Gegner. Also wollen wir sie unter Druck setzen und ihnen erlauben Fehler zu machen. Wir wollen derjenige sein der Setzt und vorgibt wie teuer der Pot wird. Wir wollen nicht derjenige sein der unter Druck steht und normalerweise wollen wir auch nicht callen.


    Buy-in / Stack Größe - Mit wie viel Geld an den Tisch setzen?
    In der Bigstack Strategie setzen wir uns mit einem vollen Stack an den Tisch. Also normalerweise mit 100xBig Blind.

    Wenn der Stack mit dem du gerade am Tisch sitzt unter diese Grenze fällt (z.B. durch eine Niederlage), solltest du sofort nachkaufen (Re-Buy). So das du wieder mit 100xBig Blind am Tisch sitzt. Gute Bigstack-Spieler kaufen bei einem verlorenem Showdown oft so schnell nach, das bereits wenn die Karten erneut ausgeteilt werden, sie schon wieder mit vollem Stack am Tisch sitzen.

    Wenn du nun gewinnst, wirst du natürlich mehr Chips haben als das Buy-in war. Du brauchst aber nun nicht sofort den Tisch wechseln. Im Gegenteil, dieser große Stack ist für dich von Vorteil.
    Nur wenn du mit der Zeit die Erfahrung machst, das du ständig bei z.B. rund 150 BigBlinds, in eine Situation gerätst bei der du mehr als 100 BigBlinds verlierst. Erst dann lohnt es sich für dich das du z.B. bei 140 BigBlinds den Tisch verlässt. Dies ist aber nur deine Notlösung! Denn in diesem Fall hast du eindeutig irgendwo in deinem Spiel noch Fehler. Poste diese Hände im Forum und frage nach Meinungen von anderen Spielern. Du wirst erstaunt sein wie viel du dabei lernen wirst!


    Die Bankroll
    Für die Bigstack Strategie gelten beim Bankrollmanagement folgende Regeln:

    - 1 Buy-in entspricht 100 BigBlinds. Optimalerweise ist deine Bankroll mindestens 25 mal so groß wie ein Buy-in.

    - Zum aufsteigen auf das nächst höhere Limit solltest du 29 Buy-ins des nächsten Limits haben.

    - Sinkt deine Bankroll unter 22 Buy-ins des aktuellen Limits, dann wechsle auf das nächst niedrigere Limit.


    Besonders der Wechsel auf ein niedrigeres Level, wird dir schwer fallen. Aber siehe es nicht als Rückschlag! Es ist einfach nur das klügste was du machen kannst! Warte auf dem niedrigeren Level dann wieder solange ab bis dein Downswing zu ende ist. Lese dir dies Artikelserie erneut durch und lese über andere Fortgeschrittene Poker Themen. Um dann mit noch mehr Erfahrung das höhere Level erneut anzugreifen.


    Auf welchen Tischen spielen?
    Ausgehend von deiner Bankroll, such dir aus der Grafik heraus auf welchem Limit du spielen darfst. Mit $50 USD (etwa 38 Euro) Bankroll wärst du gut gerüstet für NL2. Auf PokerStars kannst du damit schon prima eine Poker-Karriere starten.

    Optimalerweise spielst du auf USD Tischen. Den durch die Währungsumrechnung bräuchtest du sonst eine noch dickere Bankroll.
    Dann such dir in den Echtgeld NL Hold'em Tischen (Ring Game oder Cash Game genannt) einen Tisch passend für dein Limit. Kein Turnier und kein Sit & Go. Wenn möglich, meide die Turbo/Speed Tische. Und Suche dir einen möglichst vollen Tisch. Du solltest immer mindestens 7, besser noch 8 Gegner am Tisch haben! Das erhöht deine Gewinnmöglichkeiten. Sitzen mit dir gerechnet, nur noch 7 oder weniger Spieler am Tisch, dann suche dir einen neuen Tisch!

    Mit steigender Erfahrung kanst du auch an Turbo/Speed Tischen Pokern. Oder die FastForward Varianten (Zoom, Rush etc.). Beachte aber, das du bei den FastForward Varianten, am Flop/Turn/River besonders vorsichtig sein musst sobald ein Gegner Gegenwehr leistet. Weil bei diesen Varianten die Gegner oft warten bis sie sehr gute Karten haben.
    Angehängte Grafiken
    Geändert von Maik (03-21-2013 um 08:50 AM Uhr)
  2. #2

    Arrow Bigstack Strategie – Der Wert deines Blattes relativ zum Pot

    Bigstack Strategie – Der Wert deines Blattes relativ zum Pot

    Im letzten Artikel hast du schon gelesen, das unsere Spielweise bei der BSS auf dem Tight Aggressive Stiel basiert und was dies bedeutet. Doch es bedeutet auch, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Blätter wann stark sind, und wann man einen großen Pot spielen kann.

    Die Starthände und deren Wert
    Durch unseren großen Stack ändert sich nun gegenüber der SSS und MSS für uns einiges. Sehr viele kleine Pötte wirst du Preflop oder direkt am Flop ohne Gegenwehr und ohne Showdown gewinnen. Deswegen ist es für diese Situationen weniger wichtig ob dein Blatt nun AKo ist oder 78s und ob du damit irgendetwas am Flop getroffen hast. Und selbst wenn du mit AKo oder AJ dein TopPair getroffen hast, wirst du ungern damit sehr viel Geld riskieren wollen. Also auch dann wirst du eher kleine Pötte mit solchen Karten gewinnen. Bist du zu überheblich/routiniert, dann wirst du sogar manchmal damit mittelgroße Pötte verlieren.
    Die Mittelgroßen Pötte gewinnst du mit Two-Pair und besseren Blättern.
    Und die ganz Großen Pötte mit Drilling und besserem (den Monsterblättern).

    Das bedeutet nun, das Blätter wie AKo, AQ, AJ, KQo, KJ und QJo deutlich an Wert verlieren. Jedoch alle Pocket Pärchen (z.B. mit 99 Chance auf Drilling), und Suited Connectors (z.B. mit 78s Chance auf Straight oder Flush) gewinnen etwas an Wert.
    Die Hohen Bildkarten bleiben aber noch immer stärkere Startblätter als die Suited Connectors!

    Außerdem wird sehr stark am Flop der Wert deiner Hände nochmal neu Festgelegt.
    Die Stärke deines Blattes im Moment des Flops, ist also sehr Wichtig! Hier also, musst du dich unbedingt entscheiden ob du einen großen oder kleinen Pot spielen willst, und mit welchem Plan du auf Turn und River spielst.

    Auch deine Position zu den Gegnern, wie Drawlastig das Board ist und ob du Pre-Flop schon geraist hast, beeinflussen sehr stark deine Stärke und wie gut dein Blatt nun spielbar ist.


    Spiele große Pötte nur mit Monsterblätter, und mit kleinen Blättern nur die kleinen Pötte!
    - Lerne das am Flop/Turn/River ein Over-Pair oder Top-Pair (besonders wenn kleiner als TT) selten besonders gut ist. Spiele damit nur die eher kleinen Pötte!
    - Lerne das du mindestens Two-Pair, besser noch einen Drilling brauchst, um solide einen großen Pot spielen zu können.
    - Lerne zu Folden, wenn du ein zu schwaches Blatt hast, du teuer callen müsstest und der Pot zu groß wird!
    - Lerne das es auf Turn und River für dich sehr teuer werden kann. Gib ein schwaches Blatt lieber schnell auf, bevor es soweit kommt.
    - Lerne am Turn/River wenn du nicht vermutlich das beste Blatt hast, zu Checken (Pot klein halten) anstatt zu Beten.

    All dies gilt bei den FastForward Varianten (Zoom Poker, Rush Poker usw.) um so mehr! Diese haben zwar ihre eigene Dynamik, doch die Bigstack Strategie funktioniert dort ebenso. Bei FastForward erwarten aber deine Gegner das du gute Hände hast. Klauen und Bluffen mit schlechten Blättern, funktioniert dort also gut und ist wichtig! Besonders wichtig ist aber dort, das du große Pötte, nur mit großen Blättern spielst (mindestens Two-Pair, besser noch Drilling aufwärts).

    Im nächsten Artikel erfährst du genau, mit welchen Karten und aus welcher Position, du ins Spiel einsteigen kannst.
    Geändert von Maik (03-21-2013 um 09:06 AM Uhr)
  3. #3

    Arrow Bigstack Strategie – Vor dem Flop

    Bigstack Strategie – Vor dem Flop

    Um zu entscheiden mit welchen Karten du vor dem Flop wie spielst, müssen viele Dinge berücksichtigt werden. Besonders mit Asse, Königen, oder einem Pärchen und wenn vor einem schon ein Spieler geraist hat, lohnt es sich oft nochmals zu erhöhen. Doch das ist stark Situationsabhängig und es muss dabei vieles berücksichtigt werden. Beispielsweise Fold Equity (Möglichkeit das Gegner Folden), Vorteil erlangen durch einzelnen Gegner isolieren, Stack Größe der Gegner usw.
    Solche spezielle Themen, oder auch beispielsweise als BigBlind seinen Blind zu verteidigen, wird Thema späterer Spezial-Artikel werden. Wir wollen es jetzt nicht zu kompliziert machen, sondern uns auf ein gut erlernbares, solides Bigstack Strategie Spiel konzentrieren.


    Eigene Position und die der Gegner
    Die Position von einem selber zu den Gegnern ist immer sehr wichtig und entscheidend. Beispielsweise ATo ist in Später Position sehr gut spielbar und oft wird damit mit einem Raise eingestiegen. Jedoch in früher Position ist ATo oft sehr unangenehm zu spielen, also Folden wir damit lieber.
    Immer dann wenn am Flop/Turn/River noch Gegner nach einem an der Reihe sind, wird es schnell sehr eklig zum spielen. Daher wollen wir schon vor dem Flop bei der Entscheidung ob wir einsteigen, auf unsere Position achten.
    Zur Auffrischung und Erringung, hier nochmals die Grafik mit den Positionen im Bezug zum Dealer.



    Die Starthände
    Hier findest du nun eine Tabelle aus der du entnehmen kannst, mit welchen Karten du vor dem Flop was machst. Um diese Tabelle richtig benutzen zu können, brauchst du mehrere Informationen.
    1. Was für Startkarten hast du, und sind sie gleichfarbig oder verschiedenfarbig?
    2. In welcher Position relativ zum Dealer sitzt du?
    3. Sind vor dir schon Spieler eingestiegen, oder haben sogar schon erhöht?

    Davon ausgehend kanst du aus der Tabelle herauslesen ob du Foldest, Callst, Raist, oder All-In gehst.
    Bist du erst einmal eingestiegen (egal ob mit Call oder Raise), und wurde dann nach dir nochmals von einem anderen Spieler weiter erhöht. Dann siehst du in der Tabelle, ob du Folden solltest oder noch weiter spielen kannst.





    2 Spieler (oder mehr) haben vor dir erhöht
    Wenn vor dir mehr als 1 Spieler erhöht hat, Beispiel NL2: Spieler 1 erhöht auf 0,06$, Spieler 2 erhöht auf 0,12$ …. dann kanst du eigentlich nur noch AA oder KK weiterspielen. Alle anderen Karten werden dir meistens Verluste bringen, weswegen du sie lieber Foldest. Mit AA und KK, gehst du aber dann in solch einer Situation sofort ALL-IN!


    Mini-Raise nach dir
    Ein Mini-Raise ist, wenn ein Gegner nur um minimal erhöht. Beispielsweise bei NL2 ist der BB 0,02$ und noch niemand hat erhöht, ein Mini-Raise wäre dann also 0,04$. Oder bei NL erhöhst du auf 0,06$, wenn dann ein anderer Spieler auf 0,10$ erhöht, wäre das ein Mini-Raise.

    Mit AA oder KK in solch einer Situation erhöhst du am besten gleich noch mal. Das beste Ergebnis für dich mit AA oder KK wäre eigentlich immer, wenn du noch vor dem Flop ALL-IN kommst.

    Mit allen anderen Karten Callst du einfach das Mini-Raise. Außer deine Position ist ungünstig und nach dir kommen weitere Spieler bei denen du befürchtest das sie noch weiter Erhöhen. Befürchtest du das, dann werfe lieber sofort weg. Entscheidend ist hier deine Position auf beteiligte Gegner.
    Wenn du aber callst, achte am Flop/Turn/River darauf das du vorsichtig spielst. Wenn du keinen Drilling oder besser triffst, dann vermeide auf jeden Fall große Pötte!


    Mini-Raise vor dir
    Wenn vor dir jemand einen Mini-Raise gemacht hat, dann nehme es genau so wichtig wie wenn es ein normal-großer Raise wäre!
    Hast du sehr gute Position, und der Spieler ist vermutlich eher schwach, dann kanst du mit Pärchen JJ bis 99 oder AQ vielleicht noch durch Raise einsteigen.
    Bedenke aber, das gerade schwache Spieler sich oft nicht trauen zu Raisen. Besonders wenn er in Früher Position sitzt. Wenn also solch ein Spieler Raist, dann hat er oft selber irgendwelche Bild-Karten oder höheres Pärchen, (KQ, JJ, KK...). Am Flop wenn du überlegst was der Gegner getroffen haben könnte, solltest du das mit bedenken.


    Call 1/20
    Wenn in der Tabelle Call 1/20 steht, dann bedeutet dies folgendes: Ist der Stack des Gegners der Erhöht hat UND dein Stack, mindestens 20x so groß wie der Betrag den du noch zahlen musst, dann kannst du callen. Hast du oder der Gegner weniger als das 20 fache an Geld, dann Folde!
    Hintergrund dieser Regel ist, das du mit dieser Starthand und in dieser Situation, am Flop leicht geschlagen sein kannst. Deswegen hoffst du auf ein Monsterblatt wie beispielsweise einen Drilling. Das Monsterblatt bekommst du aber nicht so oft am Flop. Oft musst du also dann am Flop wegwerfen. Deswegen wenn du ein Monster flopst, willst du damit dann möglichst viel Geld verdienen können. Das geht aber nur, wenn du und dein Gegner noch Genug Geld haben.

    Aber Achtung: Wenn alle Gegner weggeworfen haben, und du und der Raiser sind beide entweder in Später Position oder in den Blinds, dann ist dies oft nur ein Blind-Steal versuch des Gegners. Denkst du also, das der Gegner vielleicht nur die Blinds stehlen will, und nach dem Flop meistens kaum noch Geld zahlen würde. Dann gilt das Call 1/20 nicht! Denn meistens bezahlt der Gegner dann einfach nicht falls du das Monster flopst.


    Es gab noch keine Erhöhung. Um wie viel erhöhen?
    Vor dem Flop wenn noch kein anderer Spieler erhöht hat, dann erhöhst du auf 3xBB + 1BB je Spieler der bereits durch call eingestiegen ist.
    Beispiel 1: NL2. Du hast QQ in Später Position und alle Spieler vor dir haben gefoldet: Du erhöhst auf 3xBB. Also auf 0,06$
    Beispiel 2: NL2. Du hast QQ in Später Position. In Mittlerer Position sind 2 Spieler durch call eingestiegen: Du erhöhst auf 5xBB. Also auf 0,10$


    Es gab genau EINE Erhöhung vor dir. Um wie viel erhöhen?
    Wenn es vor dir bereits genau EINE EINZIGE Erhöhung gab, dann erhöhst du auf das 3 fache + 1 mal die Erhöhung, je Spieler der bereits die Erhöhung gecallt hat.
    Beispiel 1: NL2. Du hast QQ in Später Position. In Mittlerer Position hat ein Spieler auf 0,06$ erhöht. Alle anderen vor dir haben gefoldet: Du erhöhst auf das 3 fache. Also auf 0,18$.
    Beispiel 2: NL2. Du hast QQ in Später Position. In Früher Position hat ein Spieler auf 0,06$ erhöht. Dann callt ein anderer Spieler in Mittlerer Position diese Erhöhung: Du erhöhst auf das 4 fache. Also auf 0,24$.

    Gab es 2 Erhöhungen oder sogar noch mehr, dann ist es einfach. Mit AA oder KK gehst du sofort All-In. Alle anderen Karten wirfst du sofort weg. Auch QQ, oder AK wirfst du weg!


    Gegner mit sehr kleinem Stack
    Oft wirst du auf Gegner treffen, die mit sehr kleinem Stack spielen. Beispielsweise mit einem Stack von 25BB oder noch weniger. Solche Gegner sind oft eher schwache Spieler. Aber oft haben sie ihre eigene Strategie entwickelt, die meist darin besteht in bestimmten Situationen einfach All-In zu gehen. Hat vor dem Flop ein solcher Spieler schon Geld investiert (entweder durch Call eingestiegen, Mini-Raise, oder weil er in den Blinds sitzt), und es Erhöht jemand anderes. Dann passiert es oft das ein solcher Spieler einfach All-In geht.
    Wenn du also am Überlegen bist ob du mit einem Raise einsteigst, dann achte darauf ob ein solcher Spieler mit sehr kleinem Stack schon vor dir eingestiegen ist, oder nach dir in den Blinds sitzt. Ist das der Fall, überlege dir ob deine Karten gut genug wären um seinen All-In zu callen, oder ob du dann lieber wegwerfen würdest. Würdest du gegen seinen All-In wegwerfen, dann steige erst gar nicht durch Raise ein.


    PDF Bigstack-Strategie Preflop-Tabelle zum ausdrucken

    .
    Angehängte Grafiken
    Geändert von Maik (03-26-2013 um 06:07 AM Uhr)
  4. #4

    Arrow Bigstack Strategie – Nach dem Flop

    Bigstack Strategie – Nach dem Flop

    Poker, und besonders auch NoLimit Hold'em sieht auf den ersten Blick recht statisch aus. Doch der Spielverlauf einer einzigen Hand kann sehr unterschiedlich ablaufen. Es dauert viele Zehntausende, Hände, bis man ausreichend oft die meisten typischen Verläufe erlebt hat. Wobei ein Pokerspieler mit Multi-Tabling (bzw. Zoom Poker, Rush Poker etc.) durchaus bis zu 1000 Hände pro Stunde spielen kann. Gerade für Erfahrene Spieler bietet dies die Chance, Abweichungen eines typischen Verlaufs einer Harmlosen Hand erkennen zu können, und dadurch Alarmglocken schrillen zu lassen.
    Für uns bedeutet dies nun 4 Dinge.
    1. Die ersten 50.000 Hände sollten wir uns selber noch nicht als sonderlich Erfahren einstufen.

    2. Mit steigender Erfahrung können wir unser Spiel aber um einiges noch verbessern. Ein großes Potenzial steht uns offen!

    3. Gerade die typischen, ständig wiederkehrenden Situationen, sollten wir versuchen möglichst gut zu lernen. Und bestrebt sein immer optimal zu spielen. Den dadurch das wir sie so extrem oft erleben, können selbst Kleinigkeiten mit der Zeit sehr viel Geld sein das wir mehr oder weniger verdienen.

    4. Mit unserer eigenen Spielweise und unserem Setz-Verhalten, müssen wir bemüht sein das andere Spieler nicht erkennen was wir damit bezwecken wollen. Wir wollen einfach so wenig Informationen von uns preis geben wie Möglich.

    Gerade bei der Bigstack-Strategie und dem Spiel nach dem Flop, wo wir nun so viele Möglichkeiten haben, gewinnt Punkt 3. und 4. an Bedeutung.
    Unsere Handlung (Check, Bet, Raise, Call, ...Fold) soll also zum einen möglichst das Optimale sein um das meiste Geld aus einer guten Hand zu verdienen. Zum anderen aber muss es eine Balance finden zum verschleiern ob wir Bluffen mit gar nichts, Geld verdienen wollen mit einem Monster, Billig die nächste Karte sehen wollen um einen Draw zu vervollständigen, oder Angst haben mit einem schwachen Pärchen.


    Höhe unserer Einsätze
    Solange die Situation einigermaßen günstig für uns ist, werden wir meistens selber bieten. Ob nun Check, Bluff, Continuation Bet oder Valuebet. Direkt am Flop, versuchen wir die diese Entscheidung und die Höhe unseres Einsatzes, nicht so sehr von unserer Eigenen Hand abhängig zu machen. Vielmehr Entscheiden wir uns nach folgenden Dingen:
    1. Haben wir vor dem Flop schon geraist?
    2. Wie viele Gegner sind nun mit uns am Flop? Und welche Position haben sie zu mir?
    3. Hat am Flop schon ein Gegner vor mir Erhöht?
    4. Wie Trocken oder Drawlastig ist das Board?

    Wir Setzen nur dann, wenn wir entweder am Flop gut getroffen haben. Oder bei Maximal 2 Gegnern, wenn das Board Trocken ist und eine gute Bluff Situation herrscht (Gegner Typ, Pot-Größe etc.).
    Wenn wir dann aber setzen, machen wir die Höhe des Einsatzes abhängig vom Board und den Gegnern.


    Unterschied: vor dem Flop erhöht, oder nicht erhöht
    Wenn wir vor dem Flop nicht selber erhöht haben (besonders wenn auch kein anderer Spieler erhöht hat), dann ist der Pot meistens recht klein und wir haben nur wenig Geld investiert. Zudem sind wir dann nur ein harmloser Caller in den Augen der Gegner.
    Am Flop zu Bluffen, wird sich meistens für uns nicht lohnen. Besonders wenn wir vor dem Flop nur 1BB callen mussten oder sogar BigBlind waren, und der Pot jetzt sehr klein ist. Ein Bluff wird auch oft nicht funktionieren weil wir noch keinen Druck vorher aufgebaut haben und noch nicht die Kontrolle halten. Gleichzeitig können die Gegner alles mögliche Gute bereits halten.
    Aus all diesen Gründen lohnt es sich meistens nur für uns weiter zu Spielen, wenn wir bei 1 oder maximal 2 Gegnern mindestens ein Top-Pair mit Top-Kicker getroffen haben, oder bei mehr als 2 Gegnern wenn wir mindestens einen OESD bzw. Flushdraw oder einen Drilling bzw. besseres haben.
    Grundsätzlich gilt bei diesen Situationen: Hast du einen Drilling, Flush, oder Straight, dann gib Gas! Hast du einen OESD oder Flushdraw, dann Spiel den Flop an. Triffst du am Turn nicht deinen Draw, dann je nach Anzahl und Art der Gegner, kannst du nochmals Semi-Bluffen, oder einfach checken bzw. callen wenn es nicht zu teuer ist.
    Mit allem anderen, sogar mit Pocket Asse oder Zwei-Pärchen, sei lieber vorsichtig und spiele keine zu großen Pötte. Mittlere Pärchen bzw. Over-Cards, sind fast Wertlos, und sollten nur sehr sehr vorsichtig gespielt werden.

    Wenn wir vor dem Flop schon erhöht haben, und niemand anderes weiter erhöht hat, dann ist die Situation für uns am Besten. Wir haben schon etwas Druck aufgebaut und haben die Kontrolle. Das wird meistens auch die Situation sein mit der wir zum Flop kommen. Zugleich gibt es hier vieles was wir Richtig oder auch Falsch machen können. Also schauen wir uns dies Situationen nun ganz genau an.


    Vor dem Flop haben wir erhöht - Am Flop hat Niemand vor uns Erhöht
    Wenn das Board Trocken ist, dann setzen wir etwa 1/2 Pot.
    Wenn das Board Drawlastig ist, dann setzen wir etwa 2/3 bis 1 Pot. Je nachdem wie sehr Drawlastig es ist.
    Bei einem Bluff oder Continuation Bet Bluff, setzen wir aber höchstens 2/3 Pot und nur wenn das Board einigermaßen Trocken ist!
    Haben wir einen Flush-Draw oder OESD, und maximal 2 Gegner, dann setzen wir (ca. 2/3 Pot). Haben wir zu dem Draw sogar noch zwei Überkarten in der Hand (Karten höher als alle Karten am Flop), dann können wir meistens sogar noch bei 3 Gegnern setzen. Mit einem Monster-Draw (OESD und Flusdraw zugleich) setzen wir sogar fast immer.


    Vor dem Flop haben wir erhöht - Am Flop hat Jemand vor uns schon Erhöht
    Wenn bereits jemand vor uns gesetzt hat am Flop, dann spielen wir nur noch weiter, wenn wir entweder selber etwas gutes getroffen haben (mindestens Top-Pair) oder wir einen OESD bzw. Flush-Draw haben.
    Mit Two-Pair bzw. einem Drilling, oder besserem, und bei recht Trockenem Board, ist oft ein call das Beste. So kann ein bereits geschlagener Gegner am Turn versucht sein, gegen uns ein (Semi-)Bluff zu versuchen. Und selbst wenn der Gegner am Turn vor uns Checkt, durch unseren simplen Call am Flop, wird der Gegner uns für Schwächer halten und deswegen am Turn leichter einen Einsatz callen. Bei Drawlastigen Board ist oft ein nochmaliges Erhöhen gleich am Flop, das Beste.

    Nur 1 Gegner (mit kleinem Stack) und er setzt sehr wenig im Verhältnis zum Pot:
    Meistens bedeutet dies ein schwaches Blatt. Doch weil der Gegner so wenig Geld hat, fühlt er sich meistens an den Pot gekettet. Einen Bluff wird er meistens callen. Also nur Bieten wenn wir mindestens Top-Pair mit guten Kicker, oder einen OESD/Flush-Draw haben.

    Nur 1 Gegner (mit mittelgroßem bis vollen Stack) und er setzt sehr wenig im Verhältnis zum Pot:
    Oft können wir mit einem Raise den Gegner heraus Bluffen. Callt er, oder macht sogar einen Re-Raise, dann deutet das oft auf eine Falle (Gegner hat z.B. einen Drilling geflopt). Meistens müssen wir dann Folden.

    Nur 1 Gegner und er setzt normal hoch:
    Mit starken Draws (mindestens OESD oder Flush-Draw), oder einem Top-Paar mit Top-Kicker, erhöhen wir selber. Alle schlechteren Blätter werfen wir hier weg. Auch z.B. AJ bei einem Flop AQ7 werfen wir hier weg!

    Mehr als 1 Gegner und einer der Gegner setzt vor uns:
    Bluffs kommen nun nicht mehr in Frage.
    Wieder erhöhen wir mit starken Draws (mindestens OESD oder Flush-Draw), oder einem Top-Paar mit Top-Kicker bzw. noch besseren Karten.
    Haben wir etwas schlechteres (z.B. Top Paar aber schlechten Kicker), können wir manchmal kleine Einsätze noch callen. Haben wir noch schlechter getroffen, ist es aber meistens besser weg zu werfen.

    2 Gegnerische Erhöhungen:
    Hat ein Gegner erhöht und ein anderer Gegner erhöht auch nochmals, dann wird die Situation oft sehr Gefährlich oder eklig zu Spielen.
    Mit einem Monsterdraw oder Zwei Paaren, besser noch Drilling, kannst du hier noch weiter spielen. Doch alles schlechtere, selbst ein Pocket Paar Asse, ist oft schon zu schlecht und sollte weggeworfen werden. Meine größten Verlust Pötte kommen daher, weil ich zu Oft an dieser Stelle Over-Pair Könige bzw. Asse spiele.


    Am Flop hast du Erhöht, und nach dir Erhöht ein Gegner
    Eine Häufige Situation ist die, das du am Flop aus irgendwelchen Gründen Erhöht hast, und dann ein Gegner nochmals Erhöht.

    Alles was schlechter ist als ein Top-Pair kannst du direkt wegwerfen. Ein Top-Pair mit schlechtem Kicker kannst du auch meistens sofort wegwerfen. Einen Gutshot oder noch schlechtere Draws sollten genauso einfach weggeworfen werden.
    Sind zwei Gegner beteiligt die sich womöglich gegenseitig hoch bieten, oder sitzt du vielleicht sogar zwischen zwei Gegnern, dann ist das oft auch ein guter Grund um gleich zu folden.

    Interessant wird es erst ab Top-Pair (Bildkarte) mit Top-Kicker, oder einem Doppeltem Gutshot (vergleichbar mit OESD).

    Top-Pair (Bildkarte) mit Top-Kicker oder Over-Pair:
    Bei einigen Gegnern lohnt sich ein weiterspielen. Ich persönlich würde aber eher wegwerfen. Es ist sehr stark Situationsbedingt und Gegner abhängig. Besonders auf niedrigen Limits trauen sich die Gegner oft nur diesen Flop Re-Raise, wenn sie selber AA halten oder ein Two-Pair haben.

    Pocket Paar Asse:
    Bei einem recht Trockenen Board kann gecallt werden um den Gegner im Pot zu behalten. Und evtl. einen Bluff am Turn machen zu lassen. Denke aber gut nach, was dieser Gegner vor dem Flop gemacht hat. Ist es Denkbar das er ein Pocket-Pärchen hatte mit dem er jetzt einen Drilling getroffen hat? Oder das er Zwei Pärchen hat?
    Bei einem Drawlastigen Board müsste man die Asse schützen. Also nochmals Erhöhen. Diese Erhöhung wäre aber so hoch, das du am Pot gebunden wärst. Deswegen, entweder wegwerfen oder All-In gehen.

    Zwei Pärchen:
    Wieder eine sehr stark Situations- und Gegner abhängige Situation. Bei einigen Gegnern kannst du unterlegen sein. Ohne Statistiken zum Gegner, ist es schwer zu sagen, wann ein Fold und wann ein Call, Re-Raise oder sogar All-In das beste ist. Tendenziell ist aber meistens Call oder All-In das bessere.

    Einzelner starker Draw:
    Ein einzelner Flush-Draw, OESD, oder Doppelter Gutshot, ist bereits ein recht guter Draw. Effektiv hast du im Moment noch gar nichts. Doch du hast sehr gute Chancen dich extrem zu verbessern.
    Oft ist es deswegen Sinnvoll die Gegnerische Erhöhung zu callen, vorausgesetzt es wird nicht zu teuer. Bis zu welchem Betrag du callen kannst, und ab wann du besser wegwirfst, ist ein umfangreiches Thema. Jetzt erst einmal reicht uns eine einfache Regel:
    Ist der Betrag den du noch zahlen müsstest, kleiner als etwa 3/4 des aktuellen Pots (Pot inklusive der Gegnerischen Erhöhung und aller Einsätze), dann solltest du callen.
    Bei sehr schlechten Gegnern, oder passiven Gegnern deren Erhöhung viel Stärke zeigt, darfst du sogar bis zu Potgröße callen.

    Monster-Draw:
    Ein Monster-Draw sind zwei gute gleichzeitige Draws. Also: Flush-Draw + OESD, oder Flush-Draw + Doppeltem Gutshot, oder Flush-Draw + Pärchen.
    Ein Monster-Draw ist sehr stark. Und wird sehr Wertvoll wenn du dazu sogar noch die Chance auf den bezügliche dem aktuellen Board, Höchstmöglichen Flush oder Straigt hast. So das dich ein Gegner auch wenn er Straight oder Flush bekommen sollte, dich nicht mehr überholen kann.
    Ein Monster-Draw kann aggressiv weiter gespielt werden. Also nochmals Erhöhen. Sehr Oft ist sogar All-In gehen, das Beste!

    Drilling und noch besseres:
    Ab hier hast du eine fertige Monsterhand. Versuche so viel Geld wie Möglich in den Pot zu bekommen. Ist der Flop Drawlastig, so das du noch von einer Straight oder Flush auf Turn/River überholt werden könntest, dann mach direkt nochmal eine saftige Erhöhung (mindestens Pot-Größe), oder gehe gleich All-In!
    Ist der Flop recht Trocken, so das du kaum Angst haben müsstest überholt zu werden. Dann überlege dir, wie du am besten dein Geld rein bekommst. Würde der Gegner auf ein weiteres ReRaise eher folden? Dann ist Call oft das bessere. Besonders wenn du in Position nach dem Gegner bist.
    Das Wichtigste ist für dich aber nun mit diesem Blatt, es vor starken Gegnerischen Draws zu schützen. Pass also am Flop und Turn gut auf, ob das Board Möglichkeiten zum Flush-Draw oder OESD hat.
    Geändert von Maik (03-31-2013 um 07:39 AM Uhr)
  5. #5
    wow, super Thread!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
  6. #6

    Standard Bigstack Strategie – Turn / River

    Bigstack Strategie – Turn / River

    Turn und River sind die schwierigsten Setzrunden. Zum River kommen wir weiter unten noch. Der Turn ist deswegen so schwer, weil hier gemachte Fehler bereits recht teure Konsequenzen haben können, und zugleich mit dem River nochmals eine Setzrunde folgt für die wir jetzt am Turn schon vorarbeiten müssen. Zugleich ist aber das Spiel am Turn, wieder sehr stark davon abhängig was bereits alles vor dem Flop, und direkt am Flop passiert ist.

    Ein Fehler vor dem Flop, ist eigentlich nur ein kleiner Fehler der noch (mit viel Erfahrung) korrigiert werden kann. Das dumme an der Sache ist nur, korrigiert man den Fehler nicht, dann wird es am Flop um so schlimmer, am Turn dann nochmals viel viel schlimmer, und am River kann es sogar richtig Katastrophal werden.
    Kleinigkeiten in frühen Setzrunden, wirken sich in den späteren Setzrunden immer stärker und stärker aus!
    Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum sehr Erfahrene Spieler vor dem Flop auch schlechte Karten (oder aus ungünstiger Position) anspielen können (und es sich auf für Sie lohnt), und weswegen weniger Erfahrene Spieler auf die guten Karten in guter Position warten sollten.
    Der sehr erfahrene Stratege, weiß einfach besser wie er in den sehr schwierigen Situationen am Flop, Turn und River, zu entscheiden hat.

    Es dauert lange und braucht viel Erfahrung, um Turn und River wirklich gut spielen zu können. Wir können es uns aber selber etwas leichter machen. Und zwar ganz einfach dadurch, das wir erst einmal unser Spiel vor dem Flop optimieren und möglichst Fehlerfrei bekommen. Und dann unser Spiel am Flop optimieren und versuchen von Fehlern zu befreien.
    Das wird schon extrem viel Helfen damit wir am Turn viel seltener in schwierige Situationen kommen. Und mit zunehmender Optimierung am Turn, wird auch der River immer leichter zum spielen werden.
    Merke dir also: Wann immer du Fehler aus deinem Spiel beseitigen möchtest, Analysiere ausgehend von vor dem Flop!

    OK, nun genug von dem Geplapper. Natürlich wollen wir auch von Anfang an versuchen am Turn und River keine großen Fehler zu machen.


    Das Geld/Chips auf die Straßen verteilen
    Beispielsweise mit einer sehr starken Hand, wollen wir all unser Geld in den Pot bringen, und möglichst zusammen mit dem Gegner All-In kommen. Um somit möglichst viel Geld zu gewinnen. Allerdings wenn wir am Flop mit einem Flush direkt All-In gehen, werden wir die meisten Kunden vertreiben und deswegen wenig Geld verdienen.
    Andererseits als zweites Beispiel: Mit Karten die gute Chancen haben zu gewinnen, aber auch angreifbar sind (z.B. König Pärchen), wollen wir zwar auch Geld von den Gegnern noch kassieren und unsere Karten vor Flush-Draws und ähnlichem Schützen, doch zugleich wollen wir den Pot nicht zu groß werden lassen.
    In beiden Fällen steckt die gleiche Überlegung dahinter: Wie verteilen wir unser Geld/Chips am intelligentesten auf Flop, Turn und River?
    Mit sehr starken Händen wollen wir in allen Setzrunden auch Geld setzen. Mit den schwachen Karten, wollen wir wenn möglich nur in höchstens 2 Setzrunden Geld bezahlen.


    Starke bis sehr starken Hand:
    Wir wollen Geld von den Gegnern solange wir noch vorne sind. Solange also kein starkes Zeichen besteht das wir geschlagen sein könnten, bieten und erhöhen wir lieber gleich.

    Haben wir 'nur' Zwei-Pärchen, dann setzen wir Flop, Turn, River. Wenn der Gegner am Turn oder River uns Re-Raist, müssen wir aber meistens leider wegwerfen!
    Drillinge sind meistens noch gut. Achte aber darauf ob am Bord vielleicht ein Pärchen liegt das höher ist als dein Drilling, womit der Gegner leicht einen höheren Drilling haben könnte oder sogar ein Full-House! Beispiel: Flop 8JK J und du hast 88.
    Oder ob das Board dem Gegner einen Flush ermöglicht.

    Klammere dich an einer fertigen Straight nicht zu sehr. Hast du eine Straight, dann passe gut auf was alles am Board liegt! Wie wahrscheinlich ist es, das ein Gegner eine höhere Straight hat? Oder einen Drilling, einen Flush..? Bietet das Board viele solche Möglichkeiten, du setzt und der Gegner macht ein Re-Raise, dann wäre wegwerfen kein Fehler. Besonders nicht wenn deine beiden Karten das niedrige Ende der Straight sind oder recht niedrige Karten eines Flush.


    Schwache bis mittelstarke Hand:
    Hierzu gehört alles was schlechter ist als Zwei-Pärchen! Also auch Top-Pair und Over-Pair gehören am Turn/River zu dieser Kategorie!
    Von den drei Setzrunden Flop, Turn, River, wollen wir versuchen nur in höchstens 2 Setzrunden Geld zu setzen.
    Wenn wir aber bieten und der Gegner uns Raist, dann werfen wir weg!

    Am besten ist dabei Grundsätzlich, am Flop und Turn zu setzen, und River zu Checken. So riskieren wir nicht zu viel Geld falls wir verlieren sollten. Gleichzeitig schützen wir so unsere Karten vor Draws. Und Gegner mit schwachen Karten die wir schlagen würden, bezahlen uns vielleicht noch. Gleichzeitig demonstrieren wir Stärke und manchmal werden Gegner mit besseren Karten, dadurch wegwerfen.

    Häufige Ausnahme ist aber, wenn du ein eher schwaches Blatt hast (Beispielsweise mittleres Pärchen), und das Board sehr trocken ist. Du musst nichts schützen, und mit deinem schwachen Blatt willst du eh kaum Geld riskieren. Also lieber den Turn dann checken.

    Haben wir etwas schlechteres als Top-Pair, dann ist jeder Einsatz von uns nun aber eigentlich nur noch ein Bluff! Denn schwächere Blätter als wir es halten, werden uns meistens nicht bezahlen. Wenn wir also setzen und callt uns dann jemand, sind wir fast immer geschlagen. Und sollten deswegen aufgeben falls wir nochmals etwas bezahlen müssten... kein callen, setzen oder Bluffen mehr am River!


    Keine Bluffs mehr am Turn oder River
    Grundsätzlich Bluffen wir nicht mehr am Turn oder River. Klar, es muss Ausnahmen geben. Alleine schon deswegen, weil wir sonst vom Gegner leicht lesbar wären. Doch du brauchst erst einmal genug eigene Erfahrung, um spüren zu können wann Bluffs sich hier noch lohnen. Bis dahin gilt, selbst wenn wir PreFlop und am Flop noch geblufft haben, geben wir Grundsätzlich am Turn nun die reinen Bluffs auf.
    Vorerst machen wir am Turn nur noch allerhöchstens Semi-Bluffs in guten Situationen. Also mit guten Draws oder mit Mittelstarken Karten die sich noch stark verbessern können, und wenn wir nur noch einen, höchstens zwei Gegner haben.
    Wichtig ist, das du nur Bluffst wenn du auch eine Chance auf starke Verbesserung am River hast, für den Fall das der Gegner dich callt! Ohne eine solche Verbesserungschance, lohnt sich ein Bluff am Turn nur selten!

    Aber auch hier gilt wie immer: Nur (Semi-)Bluffen wenn der Gegner überhaupt wegwerfen kann! Ist der Spieler eine Callingstation der sowieso alles callt, oder ein sehr Aggressiver Spieler der eher noch (Bluff-)ReRaise macht als das er wegwirft, oder ein Spieler der fast keine Chips mehr hat und sowieso fast All-In ist, dann NICHT Bluffen!


    Den Pot nicht auf blähen mit schlechten oder mittelmäßigen Karten
    Große Pötte wollen wir nur spielen mit wirklich starken Blättern (Drilling oder besser). Selbst mit Zwei-Pärchen wollen wir nur höchstens mittelgroße Pötte spielen.
    Deswegen gilt, auf keinen Fall den Pot unnötig groß machen. Ganz besonders gilt das für Bluffs.
    Aber das gilt auch wenn du nur ein mittelmäßiges oder schlechtes Blatt hast, und das Board stark Drawlastig ist, so das du sehr viel setzen müsstest um zu schützen. Lieber setze gar-nichts (du machst also Pot-Control), als das du sehr viel Geld setzt zum Schutz einer sowieso schon schwachen Hand. Wenn dann der Gegner auf dein Check, in dich hinein setzt, kannst du dein schwaches Blatt wegwerfen ohne das es schmerzhaft teuer war.


    River
    Der River ist besonders deswegen schwierig, weil ein falscher Call hier besonders teuer werden kann. Und zugleich aber ein wegwerfen einer Gewinnerdhand so kurz vor dem Sieg, besonders bitter schmeckt. Wenn wir aber einen Einsatz machen am River, dann darf dieser wenigstens auch mal niedriger sein als am Flop und Turn. Denn am River entfallt das Schützen vor Gegnerischen Draws.

    Mit mittelmäßigen oder schlechten Karten, oder wenn uns unwohl mit unserem Blatt ist, dann gilt hier: Versuche dich möglichst günstig über die Ziellinie zu retten. Manchmal kann das auch sein, indem du einen niedrigen Einsatz machst, damit der Gegner nicht einen hohen Einsatz bringt.
    Auf keinen Fall solltest du am River bluffen. Das funktioniert nur sehr selten. Warst du nur auf Flush- oder Straight-Draw und der Draw kam nicht an, dann gib ganz einfach auf.
    Sehr starke Blätter spielen wir natürlich weiterhin an.
    Bleiben nur mal wieder die mittelmäßigen Karten, die es uns schwer machen...


    Bisher keinerlei Kampf um den Pot:
    Wenn vom Flop bis River, noch niemand einen Einsatz gebracht hat und alle durch gecheckt haben. Dann kannst du nun anspielen wenn du mindestens ein Pärchen hast das sich mit der zweit höchsten Karte des Boards verbindet. In dem Fall ist ein Einsatz von ca. 1/3 Pot ganz gut. Schlechtere Karten bezahlen dich ab und zu noch. Und slow gespielte Monster gibst du nur wenig Geld. Auf ein Raise wirfst du selbstverständlich weg!
    Hast du ein noch niedrigeres Pärchen, oder auch nur so etwas wie AK ohne etwas getroffen zu haben, dann checke und wirf weg falls jemand etwas setzt.


    Flop wurde gesetzt, Turn haben alle (auch du gecheckt):
    Mit einem Top-Pair wirst du meistens am Turn schon etwas geboten haben. Ist das der Fall, dann checke nun am River.
    Hast du am Turn nicht gesetzt, und auch die Gegner haben bis zum River gecheckt, dann kannst du nun einen kleinen Einsatz von ca. 1/3 Pot machen wenn entweder du ein Top-Pair hast, oder wenn du wenigstens ein einigermaßen gutes Pärchen hast, aber der Gegner hinter dir sitzt. Sitzt der Gegner vor dir, er checkt, und du hast etwas schlechteres als Top-Pair, dann checke du auch.
    Im Falle des Top-Pair, möchtest du einfach noch etwas Geld verdienen und Blocken, im anderen Fall möchtest du einfach nur Blocken. Also dich davor schützen das ein Gegner nach dir einen noch höheren Einsatz macht und dir somit den Showdown noch teurer macht. Wenn du aber setzt, haben die Gegner dadurch Respekt und werden sich nicht trauen zu erhöhen. Erhöhen sie trotzdem, dann weißt du wenigstens das sie ein Starkes Blatt halten.

    Setzt am River der Gegner etwas vor dir, dann calle nur wenn der Einsatz eher niedrig ist und du mindestens ein einigermaßen hohes Pärchen hast. Setzt er mehr als 1/2 Pot, wirst du meistens wegwerfen müssen.

    Wenn du etwas setzt, und der Gegner Raist, dann kannst du eigentlich nur noch Zwei-Pärchen oder besseres halten, und musst alles schlechtere Wegwerfen.


    Flop und Turn wurde jeweils etwas gesetzt:
    Wenn nun am River die dritte Karte zu einem möglichen Draw kam. Du aber damit nichts getroffen hast und selber nur Top-Pair oder besseres hältst. Beispiel Board: 78K J 9 – und du hast KQ.
    Wenn du vor dem Gegner sitzt, dann ist es besser wenn du etwa 1/3 Pot setzt, und auf eine Erhöhung hin wegwirfst. Würdest du checken, wäre es zu leicht möglich das der Gegner dich raus Blufft. Wenn der Gegner dich raist, kannst du aber sehr sicher sein das der Gegner wirklich seine Straight/Flush etc. fertig hat.
    Sitzt der Gegner vor dir und setzt nun plötzlich in dich hinein, kannst du auch sofort wegwerfen.

    Mit etwas schlechterem als Top-Pair spielst du hier dann sowieso normalerweise Check/Fold.

    Wenn kein solches Drama-Board mit der River-Karte entstanden ist, dann checken wir. Sehr starke Blätter (Drilling und besseres) setzen wir aber natürlich weiterhin.
    Ist der Pot noch sehr klein, dann kann auch mit Zwei-Pärchen nochmals ein kleiner Einsatz gemacht werden.
    Geändert von Maik (06-10-2013 um 01:26 PM Uhr)
  7. #7
    Bigstack Strategie – Abschließend ein paar Beispiel Hände

    Diese Tabellen, welche Blätter man wann vor dem Flop spielt usw., finde ich zum einen sehr Hilfreich, zum anderen können sie aber auch hinderlich sein. Warum sie Hilfreich sind, dürfte klar sein. Aber Hinderlich? Ja, Hinderlich sind sie deswegen, weil sie eben nur einen Grundsätzlichen Anhaltspunkt geben. Poker ist aber ein sehr Dynamisches Spiel. Alles dreht sich um die Informationen die man hat, oder eben nicht hat. Informationen darüber wo man selber am Tisch sitzt, welcher Gegner vor einem und nach einem noch dran sind. Welche Art von Gegner man hat. Wie sich die Gegner in den vorherigen Setzrunden verhalten haben. Welche Karten die Gegner normalerweise wie spielen. … welche Karten am Flop liegen, wie wahrscheinlich es ist das eine Hilfreiche Karte noch am Turn oder River kommt. … usw.

    Um so mehr Informationen man hat, um so optimaler kann man seine eigene grundlegende Strategie darauf anpassen.
    Das bedeutet nun, das um so erfahrener ein Spieler ist, und um so mehr er sich selber kennt und weiß welche Situationen er gut spielen kann, und welche Situationen ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Um so mehr wird sich ein Spieler von den starren Tabellen lösen, und in der einen Situation vielleicht auch schlechtere Karten spielen, und dafür in einer anderen Situation Karten wegwerfen die sogar bessere sind als die in der Tabelle empfohlenen.

    Es ist ein Lernprozess. Fange zuerst an so zu Pokern wie in den Tabellen und den Artikeln empfohlen. Und wenn du das dann beherrscht, dann lese unbedingt die Artikel über das Flop/Turn/River Spiel, nochmals durch. Um sicher zu gehen das du wirklich alles davon gelernt hast. Und fange an angepasst zu spielen, also etwas abweichend von den Tabellen angepasst an die Gegner und die Situation, zu pokern.

    Außerdem warten dann auch noch weiterführende Artikel auf dich. Beispielsweise Artikel speziell zu den Situationen für Blinds klauen. Oder Artikel speziell darüber wie man einen Straight-Draw oder Flush-Draw optimal spielt.


    Nachfolgend findest du nun einige Beispielhände. Sie sollen dir einen Anhaltspunkt geben, wie du bestimmte Standardsituationen gut spielen kannst, und welche Überlegungen in diesen Situationen eine Rolle spielen.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Ein Spieler in früher Position erhöht auf 0,06$.
    Ein Spieler in mittlerer Position erhöht auf 0,18$.

    Klare Sache. Mit AA oder KK, gehst du hier sofort All-In. Alles andere, auch AKs, QQ usw. würdest du hier wegwerfen müssen, weil du sehr oft damit verlieren würdest.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als MP3 (mittlere Position)
    Situation: Alle Spieler vor dir steigen aus.
    Du erhöhst auf 0,06$.
    Ein Spieler in später Position erhöht auf 0,18$.

    Schlechte Situation für dich. Angenommen der Gegner hätte 22 Pärchen. Selbst dagegen währst du leicht unterlegen. In solch einer Situation gehen manche Spieler mit AKs dann All-In. Das kann Profitabel sein weil viele Spieler aus Angst wegwerfen, und selbst wenn einer callt, wären wir nur leicht unterlegen und haben noch fast 50% Chance doch noch zu gewinnen. Doch eigentlich ist uns das zu viel Glücksspiel.
    Für einen Call, ist die Situation auch viel zu nachteilig für uns. Der Gegner hat die Initiative. Wir stehen unter Druck, selbst wenn wir den Flop treffen würden. Und wir haben keine Ahnung was der Gegner hat. Der Pot würde aber höchst wahrscheinlich mindestens Mittelgroß werden. Einen solchen Pot würden wir noch nicht einmal gerne Spielen, wenn wir das Ass am Flop treffen würden.
    Warum also der Stress und diese vielen Risiken eingehen? Lieber wegwerfen. Es werden bald viele bessere Situationen kommen.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Ein Spieler in mittlerer Position erhöht auf 0,06$. Er hat dann noch einen Stack von 1,50$.
    Nun bist du dran.

    In solch einer Situation spielen wir unsere hohen Pärchen am Flop eigentlich daraufhin aus, das wir hoffentlich Over-Pair halten mit denen wir den Gegner Dominieren. Pärchen ab JJ und kleiner, sind aber zu oft hinten. Deswegen spielen wir solche Pärchen nur mit der Hoffnung auf einen Drilling.
    Deswegen greift hier die Call 1/20 Regel.
    Du müsstest hier nun 0,06$ bezahlen. Das zwanzigfache ist 1,20$.
    Als guter Spieler solltest du sowieso immer auf einen vollen Stack achten (also hier nun ~2,00$ oder mehr). Du hast also mehr als die nötigen 1,20$. Der Gegner hat 1,50$ übrig, und damit auch mehr als die benötigten 1,20$.
    Ein call lohnt sich also für dich. Den die paar mal wo du deinen Drilling triffst, kanst du genug Geld vom Gegner gewinnen das es sich lohnt. Triffst du aber deinen Drilling nicht am Flop, stell dich darauf ein das du ganz schnell dein Pärchen wegwirfst wenn der Gegner um den Pot kämpft.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Ein Spieler in mittlerer Position callt auf 0,02$.
    Nun bist du dran.

    Hätest du AT, oder es wäre noch niemand vor dir eingestiegen. Dann würde es sich mit einem Raise lohnen, zu versuchen den Pot ohne großen Kampf zu bekommen.
    A9s ist dafür aber schon zu schlecht. Wären wir in mittlerer Position, müssten wir A9s, und sogar AQs, meistens wegwerfen.
    In der jetzigen Situation aber, kannst du mit A9s noch callen. Allerdings hoffst du dabei nicht auf ein Ass am Flop. Das Ass mit der schlechten 9 als Kicker, würde dich sehr oft in Schwierigkeiten bringen. Triffst du also das Ass, dann spiele nur vorsichtig weiter. Bietet oder Raist der Gegner, wirf lieber weg. Wir hoffen nun eigentlich einen Flush-Draw am Flop zu bekommen. Treffen wir einen Flush-Draw, dann spielen wir meistens aggressiv an. Bestenfalls werfen alle Gegner gleich weg ohne das wir den fertigen Flush überhaupt bekommen mussten. Oder aber wenn doch jemand Callt, dann wäre am Turn der Pot groß genug, das wenn wir den Flush bekommen, der Pot sich auch gelohnt hat.

    Übrigens, nur aus diesem Grund, spielen wir überhaupt solche Einfarbigen-verbundenen-Karten wie Beispielsweise 98s. Wir hoffen einfach nur darauf, entweder einen Flush-Draw, Straight-Draw oder Zwei-Pärchen zu treffen. Würden wir damit nur ein einfaches niedriges Pärchen treffen, wäre das für uns praktisch Wertlos.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Alle Spieler folden bis zu dir.
    Du erhöhst auf 0,06$.
    BU callt 0,06$
    SB foldet
    BB callt 0,04$
    Flop: 3 aktive Spieler, Pot: 0,19$
    BB checkt
    Du setzt 0,10$
    BU foldet
    BB callt 0,10$
    Turn: 2 aktive Spieler, Pot: 0,39$
    BB checkt
    Du checkst

    Der Flop ist recht trocken. Wir müssen unser Top-Pair nicht sonderlich schützen. Wir setzen also nur etwa 1/2 Pot. Wäre das Board Drawlastiger, wäre es Zeit für Protection und wir würden höher setzen.

    Ein Gegner callt. Es ist der BigBlind. Da er günstiger als alle anderen Spieler den Flop sehen konnte, kann er durchaus auch einfach nur zwei eigentlich schlechte Karten halten, die aber den Flop perfekt getroffen haben. Wir wissen nicht wie stark er also jetzt ist.
    Wir könnten nun am Turn nochmals bieten. ReRaist er uns, wüssten wir das wir höchstwahrscheinlich verloren haben. Auch wenn er callt, gibt es Grund für uns zur sorge. Auf jeden Fall würde es uns eine Information geben. Wäre das Board drawlastiger, dann würden wir also jetzt setzen.
    Der Turn ist aber wieder eine Karte, die wahrscheinlich keinen Spieler eine Verbesserung brachte. Das Board ist weiterhin eher trocken.
    Wir wollen mit unserem Top-Pair, eigentlich nur kleine Pötte spielen. Deswegen und weil das Board so trocken ist, hören wir nun auf mit Protection. Und beginnen mit Potcontrol. Wir versuchen den Pot klein zu halten. Also checken wir auch.
    Das bietet sich immer an, wenn das Board recht trocken ist, wir zwar eine gute Hand haben, aber noch kein Monster, und wir deswegen lieber einen kleinen Pot spielen wollen.
    Unser Potcontrol am Turn führt nun zu folgendem:
    - Hat der Gegner ein besseres Blatt, bekommt er so nun insgesamt bis zum Showdown weniger Geld von uns.
    - Hat der Gegner ein schlechteres Blatt als wir, mit dem er jetzt gerade Meilenweit hinten liegt. Beispielsweise ein niedrigeres Paar Asse, oder ein Paar Neuner. Würde er auf einen Einsatz von uns am Turn, wahrscheinlich zu viel Angst bekommen und wegwerfen. Mit unserem Check aber, demonstrieren wir schwäche. Vielleicht traut er sich am River nun in uns hinein zu Bluffen, und wir müssen nur noch callen um etwas mehr Geld von ihm zu bekommen? Ansonsten, je nach Karte die am River kommt, können wir überlegen ob wir wieder checken, oder doch nochmal einen kleinen Einsatz machen. Durch unseren Check am Turn, wird dann auch der Gegner mit schlechterem Blatt, sich eher trauen zu callen.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Alle Spieler folden bis zu dir.
    Du erhöhst auf 0,06$.
    BU foldet
    SB callt 0,05$
    BB callt 0,04$
    Flop: 3 aktive Spieler, Pot: 0,18$
    SB und BB checken
    Du setzt 0,10$
    SB und BU folden

    König + Dame in einer Farbe, vor dem Flop niemand eingestiegen und du in Später Position. Ganz klar, damit versuchst du die Blinds zu klauen.
    Das klappt natürlich oftmals nicht. Jetzt hat es auch nicht geklappt. Und den Flop hast du auch verpasst. Glücklicherweise ist der Flop sehr trocken. Das bedeutet, 1 Bildkarte und 2 niedrige Karten, dazu haben die Karten unterschiedliche Farben, und sie sind nicht zusammenhängend.
    Die Gegner werden meistens auch nichts getroffen haben. Und mit der Bildkarte liegt etwas, das du repräsentieren kannst. Wenn du etwas setzt, können die Gegner leicht glauben das du wirklich die Bildkarte getroffen hast.
    Bei so einem Board lohnt sich ein Continuation-Bet. Also ein Bluff, nachdem du vorher schon mal gesetzt hast.
    Wenn die Gegner nicht gerade auch diese Bildkarte getroffen haben, wird es sehr shwer für sie, dich zu callen.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Alle Spieler folden bis zu dir.
    Du erhöhst auf 0,06$.
    BU foldet
    SB callt 0,05$
    BB callt 0,04$
    Flop: 3 aktive Spieler, Pot: 0,18$
    SB und BB checken
    Du checkst

    Sehr ähnliche Situation wie im Beispiel davor. Doch nun ist das Board deutlich Drawlastiger. Du kanst bestenfalls noch die 10 repräsentieren. Doch ob die Gegner dir glauben das du damit vor dem Flop erhöht hast? Bei dem Draw-lastigen Board gibt es viele Möglichkeiten das deine Gegner etwas getroffen haben. Oder zumindest das sie irgendwie auf einen Straight-Draw oder Flush-Draw kommen könnten. Würdest du etwas setzen, wäre es sehr wahrscheinlich das mindestens ein Gegner dich callt. Also zeit für dich, auf zu geben. … würde noch ein Gegner nach dir kommen, und er würde etwas setzen, dann müßtest du wegwerfen.
    Mit Glück darfst du aber kostenlos den Turn sehen und triffst dort vielleicht ein Top-Pair. Dann hast du einen kleinen Pot, was ideal wäre für ein mittelstarkes Blatt wie ein Top-Pair am Turn.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: Alle Spieler folden bis zu dir.
    Du erhöhst auf 0,06$.
    BU foldet
    SB callt 0,05$
    BB callt 0,04$
    Flop: 3 aktive Spieler, Pot: 0,18$
    SB und BB checken
    Du setzt 0,15$

    Der gleiche Flop und fast gleiche Situation wie im letzten Beispiel. Doch jetzt haben wir eine fertige Hand, die kaum noch Chancen hat sich zu verbessern am Turn. Vermutlich sind wir jetzt gerade vorne. Doch die Gegner haben am Turn und River gute Chancen uns noch zu überholen.
    Dieser Flop war uns im letzten Beispiel zu schlecht für einen Bluff. Doch jetzt wo wir etwas haben, zwingt uns der gleiche Flop dazu, das wir unser fertiges Blatt schützen. Zeit für Protection. Normalerweise, je nach Drawlastigkeit des Boards setzen wir zwischen etwa 2/3 Pot und Pot-Größe. Bekommen wir ein Re-Raise, dann folden wir.
    Perfekt wäre es, wenn alle Gegner wegwerfen.
    Callt uns aber jemand, müssen wir auf einen günstigen Turn hoffen. Kommt eine weitere Flush- oder Straight-Karte dazu, dann haben wir meistens verloren und sollten selber sehr vorsichtig werden. Wir checken und werfen weg wenn jemand bietet.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als CO (späte Position)
    Situation: MP1 und MP3 callen jeweils 0,02$
    Du callst 0,02$.
    BU callt 0,02$
    SB foldet
    BB callt 0,02$
    Flop: 5 aktive Spieler, Pot: 0,10$
    MP1 und MP3 checken
    Du setzt 0,08$
    BU foldet
    BB und MP1 callen 0,08$
    MP3 foldet
    Turn: 3 aktive Spieler, Pot: 0,34$
    BB und MP1 checken
    Du setzt 0,22$
    BB erhöht auf 0,50
    MP1 und Du folden

    Vor dem Flop wieder ganz klare Sache. Wäre niemand eingestiegen, würdest du aus später Position versuchen die Blinds zu klauen. Weill aber schon jemand eingestiegen ist, lohnt es sich mal den Flop an zu schauen. Hauptgrund ist, weil die Suited-Connectors sehr gut nach dem Flop zu spielen sind, denn du weißt recht genau ob deine Karten sehr Stark sind, oder Wertlos.
    Den Flop triffst du ganz gut. Leider ist er aber Drawlastig. Du musst unbedingt deine Zwei-Pärchen jetzt beschützen! Also setzt du recht hoch. Der Einsatz dürfte durchaus sogar Potgröße sein.

    Bei 4 Gegner ist es nicht ungewöhnlich das Spieler mitgehen. Leider kommt am Turn wieder eine Drama-Karte. Würdest du checken, dann würdest du eine kostenlose River-Karte vergeben für die Spieler die bisher noch auf einem Draw sitzen. Das wollen wir auf keinen Fall. Außerdem könnten dich die Gegner dann zu leicht raus bluffen. Du hättest einfach keinerlei Information was der Einsatz eines Gegners bedeuten könnte.
    Wenn du aber setzt, dann verteidigst du weiterhin dein Blatt vor Spielern, denen nur noch eine gute River-Karte zu ihrem Draw fehlt. Deine Zwei-Pärchen sind auch stark genug, das es sich lohnt mit ihnen zu beschützen. Hättest du nur ein einzelnes Pärchen, dann wäre Potcontrol (also checken) besser.
    Auch Gegner ohne Draw aber mit schlechteren fertigen Blättern als du es hast, können dich noch weiter bezahlen. Kein Grund es ihnen zu günstig bis zum Showdown zu machen.

    Aber dann kommt die Erhöhung vom BigBlind. Ein Mutiger Spielzug nachdem in den vorherigen Runden so oft geboten wurde. Und dann auch noch gegen zwei Gegner und bei einem Drawlastigen Board.
    Meistens wird der Gegner wirklich so stark sein und z.B. den Flush haben oder einen Drilling. Hier musst du sogar deine Zwei-Pärchen wegwerfen.
    Manchmal wirst du vielleicht damit wirklich raus geblufft werden. Doch ein guter Spieler muss Bluffbar sein!
    Wirf also einfach in solch einer Situation auch deine Zwei-Pärchen weg. Und natürlich wenn du KK oder AA hast, wäre in dieser Situation genauso ein Fold das richtige.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als SB (Blinds Position)
    Situation: MP1, MP3 und BU callen jeweils 0,02$
    Du callst 0,02$.
    BB checkt
    Flop: 5 aktive Spieler, Pot: 0,10$
    Du checkst
    MP1 setzt 0,08$
    MP3 callt 0,08$
    BU foldet
    Du callst 0,08$
    BB foldet
    Turn: 3 aktive Spieler, Pot: 0,34$
    Du setzt 0,22$

    Wenn du hier nun weniger Gegner (z.B. nur 2 Gegner anstatt 4) hättest, oder wenn du zwei Karten höher als die höchste Flop-Karte hättest (z.B. KQs anstatt 54s). Dann hättest du hier am Flop selber einfach setzen können. Perfekt wäre es, wenn du Hohe Karten in guter Position hättest, also wenn alle Gegner vor dir am Zug wären. Bei 2 Gegnern hättest du noch ganz gute Chancen das alle wegwerfen. Und mit den hohen Karten hättest du eine Chance das wenn schon der Flush nicht kommt und nicht alle Gegner wegwerfen, das du wenigstens ein Top-Pair bekommst.
    Doch bei 4 Gegnern, wirst du meistens nicht alle zum folden bringen können. Und bei 54s hilft es dir fast nichts wenn am Turn nur eine 5 oder 4 kommt (du machst ein Pärchen), aber du keinen Flush bekommst. Deswegen ist es in dieser Situation besser, wenn du checkst.

    MP1 setzt dann etwas. Du bekommst leider keine kostenlose Turn Karte. Du musst 0,08$ zahlen, für einen Pot der in diesem Moment 0,24$ Groß ist. Außerdem haben du und deine Gegner noch viel Geld übrig. Das und weil der Gegner jetzt schon etwas setzt, geben guten Grund zur Annahme das wenn du am Turn den Flush triffst, das du dann noch mehr Geld von den Gegnern bekommen kanst.
    All das, machen es so gerade eben noch lohnenswert für dich den Einsatz zu callen.
    Würde der Gegner noch höher setzen. Oder hätte MP3 nicht gecallt (Pot wäre kleiner gewesen). Oder du würdest annehmen das bei einem Flush am Turn, die Gegner alle wegwerfen würden und nichts mehr bezahlen würden. Dann wäre es nicht lohnenswert, und du müsstest am Flop nun wegwerfen.

    Am Turn triffst du nun deinen Flush-Draw. Jetzt ist es Zeit das du selber anspielst. Die Gegner sitzen hinter dir. Würdest du nichts setzen, kann es sein das sie Angst vor dem Flush haben und alle Checken, obwohl sie vielleicht etwas brauchbares haben womit sie dich bezahlen würden.
    Doch gerade auf den kleinen Limits, callen dich die Gegner oft auch noch wenn du den Flush hast und sie keinen Flush haben. Vielleicht weil sie denken das du nur Bluffst, oder weil sie auch eine einzelne Karte in passender Farbe haben, und hoffen am River auch einen Flush zu bekommen.



    No-Limit Hold'em, NL2 (Big Blind = 0,02$)
    Karten/Position: als BU (späte Position)
    CO setzt 0,06$
    Du callst 0,06$
    SB und BB folden
    Flop: 2 aktive Spieler, Pot: 0,15$
    CO setzt 0,10$
    Du erhöhst auf 0,35$

    Preflop callst du eigentlich mit der Hoffnung auf Drilling. Leider bekommst du ihn nicht. Aber der Flop hat lauter niedrige Karten. Du hältst ein Over-Pair. Ganz gut für diese Situation gegen einen einzelnen Gegner. Zudem ist dieser Gegner auch noch in später Position. Er wollte vielleicht nur die Blinds stehlen. Und macht nun am Flop seine Continuation-Bet. Und selbst wenn er zwei hohe Karten wie Beispielsweise KQ hätte, oder ein anderes niedriges Pärchen. Auf dein Re-Raise hat er allen Grund Angst zu bekommen, solange er nicht gerade Drilling hält.
    Das Board ist recht Drawlastig. Würde am Turn eine weitere Drama-Karte kommen, oder eine Karte höher als deine 10, dann wirst du dich noch unwohler Fühlen.
    Versuche die Sache jetzt zu entscheiden. Mach einen Einsatz um es dem Gegner teuer zu machen falls er auf einen Draw sitzt. Macht er einen ReRaise, weist du das du wegwerfen kannst.
    Callt er, und am Turn setzt er wieder in dich hinein, dann weißt du das er vermutlich etwas starkes hält, und dein 10er Pärchen nicht mehr gut ist.
    Callt er deinen Flop-Re-Raise und Checkt am Turn. Dann kanst du auch checken. Damit gibst du ihm weniger Geld falls er ein Monster hat. Und mit deinem niedrigen Pärchen, ist Protection dann weniger wichtig als Pot-Control. Du willst mit so einem Pärchen einfach keinen großen Pot spielen.
    Geändert von Maik (06-10-2013 um 02:11 PM Uhr)

Forumregeln

  • Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
  • Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
  • Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
  • Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
  •